Farbwahl und Kontraste auf Webseiten:
Barrierefreiheit im Web ist längst kein „Nice-to-have“ mehr, sondern ein essenzieller Bestandteil moderner Webentwicklung. Eine der zentralen Anforderungen an barrierefreie Webseiten ist die richtige Farbwahl – insbesondere im Hinblick auf ausreichende Kontraste. Menschen mit Sehbeeinträchtigungen oder Farbfehlsichtigkeit sind auf klar unterscheidbare Inhalte angewiesen, um Informationen problemlos aufnehmen zu können.
Warum Kontraste wichtig sind
Für viele Nutzerinnen und Nutzer ist es nicht selbstverständlich, Text auf farbigem Hintergrund ohne Weiteres lesen zu können. Sehbehinderungen, altersbedingte Einschränkungen oder Farbsehschwächen erschweren das Erkennen von Inhalten, wenn Farben zu ähnlich oder Kontraste zu schwach sind.
Ein hoher Kontrast verbessert nicht nur die Lesbarkeit, sondern kommt auch Nutzenden zugute, die mobile Geräte im Sonnenlicht verwenden oder unter visueller Belastung stehen.
Die Richtlinien: WCAG 2.1 Level AA
Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1 definieren klare Anforderungen für Farbkontraste, insbesondere auf Level AA:
- Text und Hintergrundfarbe müssen einen Kontrastverhältnis von mindestens 4.5:1 aufweisen.
- Für großen Text (mindestens 18pt normal oder 14pt fett) genügt ein Verhältnis von 3:1.
- Für grafische Objekte und Benutzeroberflächenelemente, die wichtige Informationen enthalten (z. B. Buttons, Formulare), gilt ebenfalls ein Kontrastverhältnis von mindestens 3:1.
Diese Werte stellen sicher, dass Texte für möglichst viele Menschen lesbar bleiben – auch unter erschwerten Bedingungen.
Farbwahl mit Bedacht
Barrierefreiheit beginnt schon im Designprozess. Einige Empfehlungen:
- Verwenden Sie keine Farbe als einziges Unterscheidungsmerkmal. Beispiel: Wenn Fehler in einem Formular nur rot markiert sind, können Menschen mit Rot-Grün-Schwäche diese nicht erkennen. Ergänzen Sie Farbhinweise durch Symbole oder Texte.
- Nutzen Sie barrierefreie Farbkombinationen: Blau und Weiß, Dunkelgrau auf Hellgrau oder Schwarz auf Gelb sind z. B. gut lesbare Kontraste.
- Setzen Sie Tools ein, um Kontraste zu prüfen – z. B.:
- WebAIM Contrast Checker
- Accessible Colors
- Browser-Plugins wie „axe“ oder „WAVE“

Tipps aus der Praxis
- Achten Sie nicht nur auf Texte – auch Icons, Links und Buttons müssen ausreichend kontrastieren.
- Denken Sie an Hover- und Fokus-Zustände: Wenn sich Farben ändern, bleibt das Kontrastverhältnis oft unberücksichtigt.
- Dark Mode und High Contrast Mode sind sinnvolle Ergänzungen, müssen aber sorgfältig umgesetzt werden.
Fazit
Gute Farbwahl und hohe Kontraste sind kein reines Design-Feature, sondern ein Muss für barrierefreie Webseiten. Sie verbessern die Benutzerfreundlichkeit für alle und erfüllen gesetzliche sowie ethische Anforderungen. Wer von Anfang an auf Kontraste achtet, spart sich spätere Nachbesserungen – und macht das Web für alle zugänglicher.
Barrierefreiheit ist kein Kompromiss – sie ist Fortschritt.